Sonntag, 28. Dezember 2014

über die Sehnsucht, Selbstlügen und die Wahrheit

Ich habe Frieden geschlossen: mit dem Jahr, all dem, was passiert ist, mit allem, was sich verändert hat und gelernt, es zu akzeptieren. Dachte ich jedenfalls. Aber wie schon so oft, macht mir mein Leben, mein Kopf und meine Gedankenwelt einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Sehnsucht. Das Gefühl, noch nicht bereit zu sein, loszulassen. Loslassen, von etwas, was ich schon längst nicht mehr festhalte. Wie soll ich etwas freigeben, was mir schon längst nicht mehr gehört? Ich belüge mich selbst. Bastele mir bunte Status zusammen, die eine starke Persönlichkeit kreieren.Versuche mir Tag für Tag einzureden, ich würde über allem stehen, wäre übermächtig über meine Gefühlswelt. Doch dann die Selbsterkenntnis: Ich bin nicht der, der ich vorgebe zu sein. Schreibe zum gefühlt tausendsten Mal in mein Tagebuch, dass ich was verändern werde, wieder mehr ich sein möchte.

Es bliebt bei diesem Eintrag, passiert ist nichts bis der nächste dieser Art kommt. Ich kenne mich. Am Ende kann ich mich nicht belügen. Es kommt alles raus. Das hab ich jetzt davon. Den Mascara verschmiert, die Nase schnaufend liege ich nun da und blicke der Wahrheit ins Auge. Gänsehaut. Kloß im Hals. Um ehrlich zu sein, bin ich gerade schwach. Ich weiß,wenn ich loslassen will, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als aufrichtig zu sein. Ich habe Sehnsucht: Ehrlicherweise nicht nach dem Jemand, sondern nach dem Gefühl, jemanden zu haben, den man liebt. Und der dich liebt. Ich habe in diesem Jahr etwas verloren: den Glauben an mich selbst, den Biss und den Ehrgeiz etwas wirklich zu schaffen. Das ist die Wahrheit. Dass ist das, was mich Tag für Tag schwächer macht. Ich habe stattdessen angefangen, mich selbst zu belügen. Habe mir immer und immer wieder eingeredet, ich sei über irgendwas hinweg und würde vieles verändern. Kindisch. Dumm. Jedes mal, als ich mir selbst dieses Versprechen gab, schloss ich mit meiner Unterschrift unter zahlreichen Tagebucheinträge Verträge, die ich nicht einmal versucht habe einzuhalten. Wenn wir schon aufrichtig sind, ist das nicht meine Art.

Aber was ist überhaupt meine Art? Wer bin ich überhaupt? Diese Frage ging mir die letzten Tage nicht aus dem Kopf. Ich bin einerseits eine erwachsene Frau und auf der anderen Seite eine verletzte vierjährige. Einerseits bin ich stark und mutig und andererseits unglaublich sensibel und verletzlich. Aber eines bin ich nicht. Ich bin niemand, der sich selbst belügt. Ich kann Dinge vermissen, jeder tut das, aber ich darf nicht vergessen, dass sich die Erde weiterdreht, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann oder nicht immer das bekommen kann, was man vielleicht gerade verdient hat. Mein Wunsch für das neue Jahr wäre zurückzufinden zu dem Menschen, der ich mal war, doch dabei nie die Wirklichkeit, die Wahrheit aus den Augen zu verlieren. Glücksgefühle. 

"Liebes Tagebuch, es ist an der Zeit, wieder ich zu sein, die beste Version von mir."

Einen schönen Abend
liebst, Johanna

Freitag, 12. Dezember 2014

sometimes our hearts get broken

Gebrochene Herzen. Etwas vertrautes, fast schon Routine der letzten zwei Jahre. Nun mag man meinen, ich wäre damals noch nicht bereit gewesen, stimmt auch, aber wann ist man schon bereit. Natürlich versuchst du dich nach herben Enttäuschungen zurückzuziehen. Schutz suchen. Am liebsten einbuddeln und erst wieder ans Licht kommen, wenn die Wunden geheilt sind. Wenn du bereit bist, dir sicher bist, dass was Neues kommen kann. Etwas das ich ausprobiert habe. Versuch gescheitert. Über verlorene Liebe hinwegzukommen ist, als hättest du dir das Bein gebrochen. Jeder Schritt den du gehst schmerzt, es schmerzt noch eine ganze Weile und du hast das Gefühl, als würde es nie aufhören zu schmerzen. Doch dann kommt der Tag, eines Morgens, da wachst du auf und all die Qualen, all die Schmerzen sind vergessen und du kannst all das machen, wozu du Lust hast. Der Bruch ist verheilt, es bleiben nur Narben zurück, aber die Erinnerung ist auch nicht verwerflich. Es tut ab und zu noch einmal weh, aber darüber kannst du hinwegsehen. Bei manchen ist sich zu "entlieben", über jemanden hinwegzukommen, wie ins Koma fallen. Man erholt sich nur langsam. Andere hingegen verstauchen sich nur den Arm. Schnelle Abfindung, kleiner Schmerz. Wie ungerecht die Welt doch ist. Aber all das, dieser Entliebungsprozess, ist es das wirklich wert, sich dabei ständig selbst zu verlieren? Unsere Herzen für alle und jedermann zu verschließen, nur weil wir Angst davor haben, verletzt zu werden.  Da kommst du, schlägst das Herz nieder und ich darf es ausbaden. Ungerecht. Unfair. Eines steht fest: Es hat den Falschen erwischt.

Und da kommst du und veränderst alles. Lässt mich all das wieder fühlen, was sich die ganze Zeit leer angefühlt hat. Was ich schon kenne, aber mir trotzdem fremd ist. Ein schönes Gefühl, aber auf eine andere Weise. Mit dir vergesse ich all das, was vorher war. Mir wird warm ums Herz. Kribbeln im ganzen Körper. Ich denke nicht mehr an verlorene Liebe und gebrochene Herzen. Ich leb auf einmal nicht mehr in der Vergangenheit. Zukunft. Zukunft, da wo du bist. Völlige Hingabe. Möge am liebsten dein Herz meines küssen. Geborgenheit. Es wäre schön, einmal nicht ins Koma zu fallen.

Dienstag, 9. Dezember 2014

almost the end of making promises

Immer wenn sich ein Jahr dem Ende neigt, resümiert man. Über das, was passiert ist, was gut gelaufen ist und was hätte besser sein können. Wir messen ein gutes Jahr an besonders freudigen Erlebnissen, an vielen Dingen, die uns glücklich machten, an gefundener Liebe, tollen Freunden oder spannenden Reisen. Wenn ich dieses Jahr auf einer fiktiven Zufriedenheitsskala messen würde, erreiche es gerade mal 2 Punkte. Nicht weil dieses Jahr zwingend blöd gelaufen ist, weder, weil besonders schlimme Dinge passiert sind, noch, weil ich am Ende unglücklich bin. Viel mehr Vergleiche ich meine Erwartungen mit meiner Umsetzung und muss ernüchtert feststellen, dass sie alles andere als glanzvoll war. Am Anfang jedes Jahres nimmt man sich viele Dinge vor. Gesünder zu essen, Ordnung zu halten, besser organisiert zu sein, Sprachen zu lernen oder eine neue Sportart auszuüben. Nur ein paar von tausenden Dingen in meiner Liste. Frustration macht sich breit, gefolgt von einer ordentlichen Ladung Enttäuschung. Enttäuschung von mir selbst, von dem inneren Schweinehund, den ich nicht überwinden konnte. Enttäuschung, die schnell in Verzweiflung umschlägt. Werde ich es nie schaffen, meine Ziele zu erreichen? Bin ich so schwach?  Ein Zeichen von Schwäche, Erschöpfung und Machtlosigkeit. Leben kann so anstrengend sein. Völlig ermattet auf dem Bett liegen und über das Leben nachdenken, über mein Zweitausendvierzehn, was gleichzeitig Vieles zerstört und Neues aufgebaut hat. Ein Jahr, in dem ich nicht das geschafft habe, was ich wollte.  Hab keine Zeit für Ermüdung, keine Zeit den Kopf hängen zu lassen. Zeit rast, die Uhr tickt und die Welt dreht sich weiter. Zweitausendfünfzehn kommt mit großen Schritten und empfängt mich mit offenen Armen. Neues Jahr, neues Glück. Ganz von vorn. Einmal alles auf Anfang und weitermachen. Weitermachen und besser werden. Alles aufschreiben, an sich selbst glauben, alles ausprobieren. Ich kann nicht sagen, ob Zweitausendundfünfzehn mein Jahr wird, was sich ändern wird und ob sich überhaupt was ändert. Ob ich einfach weiter mache wie bisher, denn schließlich ändert sich hinten nur ne blöde Zahl, oder ob ich es als Neustart sehe. Ich hab mich noch nicht entschieden, aber alles tendiert dazu hin, dass sich etwas ändert. Tapetenwechsel. Kann das trübe Grau vergangener Monate nicht so gut leiden. Was ist mit dir? Machst du dich auf einen Wechsel bereit ?

Alles Liebe, 
the blonde

Donnerstag, 27. November 2014

Entscheidung - keines meiner Lieblingswörter

Entscheidungen. Jeden Tag triffst du Entscheidungen. Es fängt schon morgens mit den banalsten Dingen an, wenn ich zwischen Jeans oder Kleid wählen muss, Turnschuhen oder Stiefeln, zwischen Cornflakes oder Toast, Kaffee oder Tee. Es sind Entscheidungen, die bestimmen, ob es ein guter oder ein schlechter Tag wird. Es sind Details, Kleinigkeiten, minimale Feinheiten, winzige Fehlentscheidungen, die den ganzen Tag zunichte machen können. Entscheidungen. Aber was ist, wenn ich mich nicht entscheiden kann? Wenn ich nicht weiß, was das Richtige ist? Die meisten sagen, man soll auf sein Bauchgefühl hören. Aber wie soll mein Bauch entscheiden, wenn doch der Kopf es ist, der mit all den Beschlüssen fertig werden muss? Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen, das wäre nichts für mich. Ins Ungewisse rennen, ohne zu wissen, ob es der richtige Weg ist, nein nicht meine Art. Mein Kopf ist mein Denker, mein Entscheider, nicht mein Bauch. Auch wenn dadurch alles schwieriger wird. Gern wäre ich jemand, der ein Bauchdenker ist, aber das bin ich nicht, das passt nicht zu mir. Zu mir passt, sich Stunden lang über etwas den Kopf zu zerbrechen. Ob ich's mag, ist eine andere Frage. Wer mag schon so viel denken, dass man nicht mehr weiß, was man denkt. Wer mag schon Entscheidungen. Da muss ich mich bald entscheiden, was ich mein Leben lang machen will, ganz alleine muss ich das bestimmen, für mich. Keiner kann mir sagen, ob's die richtige Entscheidung ist oder nicht. Alle können nur kluge Ratschläge geben, aus denen ich niemals schlau werde. Jeder hält mir Vorträge, sodass mein Kopf platzt. Tu dies nicht, tu das nicht. Überdenk deine Entscheidung noch mal. Hast du auch gründlich nachgedacht? Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung war? Blödes Gerede. Einzelne Wortfetzen drehen sich weiter in meinem Kopf. Karussell. Alles war einfacher, als andere das für mich übernommen haben. Verantwortung. Ich will heut nicht entscheiden, will nicht zwischen Dingen wählen müssen. Ich will die Möglichkeit haben, alles zu tun, will aber gleichzeitig nichts aussuchen. Entscheidungen machen mir Angst, viel zu mächtig, viel zu oft schon bereut. Entscheidung, keines meiner Lieblingswörter.